Es gibt so vieles, das ich gern beschreiben würde. Und wenn schon nicht in einem Text, dann doch vielleicht, indem ich jemandem davon erzähle:
von den zwei Nonnen, die in einer Kentucky Fright Chicken Filiale im Fenster sitzen und schweigend einen Eimer Hühnerflügel verspeisen.
Von dem herunter gekommenen Mann, der auf dem Hradschin auf einer Treppe sitzt und aus einer Plastiktüte einen wertvoll aussehenden Ring zieht und ihn begutachtet wie ein Fundstück.
Von der Frau die im Café am Nebentisch cocaine prices googelt.
Und von dem jungen Mann der so wunderschön Klavier spielt, mit geschlossenen Augen, ganz allein in einem dunklen Raum mit Ofen und Schlitten, die von der Decke hängen und einem halbgeleerten Glas Schnaps vor sich auf dem Flügel, hinter vergitterten Fenstern in einem gelben Haus in der Bartolomějská.
All diese Dinge würde ich gern beschreiben. Aber wem soll ich davon erzählen; ich habe selten so wenig gesprochen. Ich spreche überhaupt nur noch mit Kellnern, Supermarktkassierern und Bibliothekaren.
Dobrý den, na shledanou, what’s your wi-fi password, can i get the check, please.
Mit dem Nachbarn habe ich mich kurz unterhalten, einem jungen Mann mit Dreadlocks, dessen T-Shirt verrät, dass er für Segway Tours arbeitet. Während wir miteinander plaudern, sperrt er sich versehentlich aus seiner Wohnung aus und ich habe ein schlechtes Gewissen, obwohl ich gar nichts dafür kann.
Mit der Putzfrau unterhalte ich mich, die sich ärgert, weil ständig Bauarbeiten im Haus stattfinden und sie jede Woche den ganzen Staub wegputzen muss und die mit mir in passablem Englisch ein Gespräch über Astrologie führt, denn Sternzeichen sind ihre Leidenschaft.
Mit zwei Bekannten aus Leipzig, die ich zufällig auf dem Laurenziberg traf.
Auch mit mir selbst führe ich interessante Gespräche.
Ich fühle mich manchmal wie der Pikkolo in Ich habe den englischen König bedient, als er zum Schluss mit den Tieren allein auf einer Waldhütte lebt.
Man wird doch recht wunderlich.
Aber dem Roman tut es gut.