Feststellung: Zebrastreifen scheinen in dieser Stadt keine besondere Bedeutung zu haben.
Ich habe mich in der Bibliothek des Goethe-Instituts, das sich ein paar Häuser weiter in derselben Straße befindet, angemeldet. Das Goethe-Institut sitzt in einem imposanten Gebäude, das einst eine Bank gewesen ist und später die Botschaft der DDR. Es gibt dort W-LAN und neben deutscher Gegenwartsliteratur auch DVDs auszuleihen, nicht viele, aber immerhin. Ich kann ja nicht jeden Abend ins Kino gehen. Als ich meine Adresse aufschreiben soll und es nicht kann und die Bibliothekarin bitte, den Namen dieser Straße aufzuschreiben, ich könne ihn weder buchstabieren, noch aussprechen, aber die Hausnummer wüsste ich, sieht sie mich schief an und fragt, ob ich bei jemandem zu Besuch sei, ob mein Name an der Klingel stünde? Schreiben sie c/o literarni dum, sage ich, froh, dass mir wenigstens das eingefallen ist und ihre Miene hellt sich auf und sie sagt, ach, sie sind die Gastautorin? Und erlässt mir als Begrüßungsgeschenk die Jahresgebühr.
Herausforderung des Tages: Müll sortieren, in sechs verschiedene Tonnen, die offenbar alle soeben gelehrt wurden und deshalb nichts enthalten, was mir einen Hinweis auf ihre Verwendungsart geben könnte. Plast und Papir kann ich mir denken, aber was bedeutet Sklo? Die Tonne jedenfalls ist grün. Biomüll? Und wofür sind die drei schwarzen Tonnen, und spielt es eine Rolle, dass eine davon eckig ist, zwei aber rund sind?
Immer, wenn ich von Touristen, die vor dem Haus stehen bleiben und es fotografieren, dabei beobachtet werde, wie ich die Tür aufschließe, wenn sie mich dann anstarren und ich ihnen ansehe, dass sie denken: so sehen sie also aus, die glücklichen, reichen Prager, das hätte ich nicht gedacht - dann gucke ich so mürrisch, wie ich kann, verschwinde schnell im Haus und schließe die Tür hinter mir ab.