In meinem Haus gibt es neben der Eingangstür eine ominöse zweite Tür, die meistens verschlossen ist; manchmal gehen Männer in schwarzen Anzügen hindurch, oder stehen rauchend davor, nachdenklichen Blickes auf die Moldau starrend, bevor sie wieder dahinter verschwinden. Es sind keine Geschäftsmänner; sie sehen ein wenig verkleidet aus, ihre Anzüge sind preiswert und sitzen schlecht, ihre Frisuren oft nachlässig. Neben der ominösen zweiten Tür hängt ein Schaukasten, in dem es bis auf weißes Papier nichts zu schauen gibt.
Schaut man aus dem Küchenfenster in den schmalen, gelben Hof, sieht man auf ein spitzes Glasdach, unter dem manchmal ein schwaches Licht brennt. Von dort dringen seltsame Geräusche herauf, Gesänge, ein tiefes, beschwörendes Bassbrummen, manchmal Applaus.
Es gibt vergitterte blinde Fenster im Haus, die ins Treppenhaus führen und im Treppenhaus wiederum gibt es Türen, von denen ich nicht weiß, wohin sie führen; eine Tür auf halber Treppe steht manchmal offen, dahinter liegt ein schmaler Gang, aus dem manchmal Menschen huschen und, wenn sie mich sehen, einen ertappten Gruß hervor stoßen.
Alles in allem geht es also recht kafkaesk zu, in meinem Haus.
Als einmal die ominöse zweite Tür offen steht, gehe ich todesmutig hinein und stehe plötzlich in einem riesigen Konzertsaal mit Bronzebüsten und Jugendstilgedöns, Konzertflügel und Cemballo. Ich komme mir vor wie Alice im Wunderland. Wenn ich den Kopf in den Nacken lege, kann ich das Glasdach sehen, auf das mir neulich beinahe ein kariertes Geschirrtuch gefallen wäre.
Ich frage eine freundliche Dame, was denn hier stattfände.
Sie fragt freundlich zurück: do you know the famous composer Johann Sebastian Bach?
So komme ich in den unerwarteten Genuss eines Konzertes von Absolventen einer Musikhochschule.