Es ist bereits die zweite, überarbeitete, Auflage, die der ehemalige Reiseleiter und heutige Prag-Experte Gunnar Habitz zusammen mit Christoph Mohr nach intensiver Vorort-Recherche erstellt und im Bruckmann-Verlag veröffentlicht hat.
Hält man das ca. 400 Gramm schwere Buch in der Hand, drängt sich gerade in der heutigen Zeit der Smartphones, der Webseiten und Apps, der Widerwille auf, solch ein gewichtiges Buch in den Rucksack einzustecken. Wir haben deshalb den Test gemacht und einem jungen, studentischen Paar aus Braunschweig den Band für einen 4-tägigen Prag-Aufenthalt geliehen und uns ihren Erfahrungsbericht angehört.
Für Maria und Moritz war das Gewicht kein Hindernis, denn die Kompaktkamera wiegt fast genauso viel wie das Buch. Beide kamen am 19. Februar auf dem Prager Hauptbahnhof an, ohne Plan und besondere Erwartungen. Für Moritz steht insbesondere das Entdecken, das Stöbern und Durchstreifen einer Stadt im Vordergrund. Er mag sich ungerne einen Plan machen, sondern möchte einfach die Atmosphäre einer Stadt genießen und im Bedarfsfall mit einem kurzen Blick in den Reiseführer Zusatzinformationen erhalten. Ähnlich sieht es seine Freundin Maria, die sich allerdings gerne zumindest am Vorabend des nächsten Tages einige Skizzen aus einem Reiseführer rausschreiben möchte.
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Schnelle Übersicht und trotzdem detailreich
Der vorliegende Reiseführer war dafür wie geschaffen. Das Inhaltsverzeichnis, das auf zwei Doppelseiten verteilt ist, gibt einen schnellen Überblick und unterteilt die große Stadt mit ihrer langen und reichen Geschichte leicht verständlich in die Bereiche „Burgviertel“, „Kleinseite“, „Altstadt“ sowie „Neustadt“, „Rund um das Zentrum“, „Ausflüge“ und Reiseinfos“.
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Prag für Insider
Wer darüber hinaus ein Interesse an speziellen Themen hat, findet in Zusatzboxen Seitenangaben zu Insidertipps wie beispielsweise „Literatur – Das belesene Prag“, „Film – Hollywood in Prag“ oder „Günstig durch Prag“, denn diese Stadt hat so viel mehr als lediglich Bier und Knödel zu bieten.
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Metroplan und Register
Gleich zu Beginn gibt der aufklappbare Buchdeckel einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, während die Innenseite des Buchrückens einen großen Faltplan sowie einen aktuellen Metroplan bereithält. Sucht man nach speziellen Orten, die man evtl. schon einmal im Geschichtsunterricht gehört hat, bietet sich das Register im hinteren Teil des Buches an. Dort sind alle im Buch behandelten Orte, von A wie Albertov (Seite 208 ff.) über J wie Jaroslav Hašek (209, 242, dem Autor des „braven Soldaten Schwejk“) und K wie Kafka (65, 139, 144, 150) bis Z wie Zoo (226) zusammengefasst.
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Infos und Adressen
Ein ganz wichtiger Punkt sind die Informationen und die Adressen zu den „Points of Interests“. Für tschechische Unternehmer und Veranstalter scheint der Betrieb von Webseiten lediglich lästig zu sein. Zahlreiche Webseiten sind ohne Adressangaben, Anfahrtsbeschreibungen, Telefonnummern und aktuellen Öffnungszeiten, falls die Besitzer sich überhaupt die Mühe machen, eine Webseite ins Internet zu stellen. Telefonnummern, wenn sie überhaupt veröffentlicht werden, sind oft veraltet oder nicht erreichbar. Gunnar Habitz, der bereits 15 Reiseführer veröffentlicht hat und Christoph Mohr haben sich die Mühe gemacht und die Adressen aller wichtigen „Points of Interests“ nicht nur im vorliegenden Band zusammengefasst, sondern auch mit selbst recherchierten Telefonnummern, Anschriften, Öffnungszeiten und Telefonnummern vervollständigt. Ein Blick auf Seite 113 verrät, dass das bekannte Spiegellabyrinth auf dem Laurenziberg am 22.02., einen Tag vor Moritz und Marias Abreise, bereits um 20 Uhr schloss. Eine wichtige Information für die beiden Bachelor-Studenten, denn im Restaurant, in dem sie gerade saßen, gab es kein W-LAN (in Prag WiFi genannt) und selbst wenn, wären sie sicherlich nicht auf die Idee gekommen, die Adresse: www.prazskeveze.eu für Pražské věže (Prager Aussichtsturm) einzugeben. (Die Domain ist lediglich eine Weiterleitungsadresse und daher über Google nicht auffindbar.) Viele Seiten sind, wenn sie überhaupt regelmäßig gepflegt werden, auch heute nur auf Tschechisch – selten in einem mittelmäßigen Englisch – abrufbar. Ein guter, gedruckter Reiseführer ist da hilfreich, funktioniert ganz ohne Strom und W-LAN. Noch ein Goodie zum Schluss: Für eBook-Fans gibt es eine über Amazon beziehbare Kindle-Version.
Prag, 02.07.2018
Konstantin John Kowalewski