Kinder sind eigentlich die Schutzbefohlenen der Lehrkräfte. Doch denen scheint das Thema Sicherheit für Kinder im Internet gelinde gesagt egal zu sein. Trotz massenhafter Warnungen vor dem US-amerikanischen Anbieter Zoom, haben Lehrkräfte in der europäischen Union wieder einmal ihren SchülerInnen Video-Meetings von Zoom aufgezwungen. Bereits zuvor gab es eklatante Sicherheitsmängel und Datenschutzverletzungen. In einigen Zoom-Meetings konnten Kriminelle eindringen und den Teilnehmern ungewollt Ekel-Pornos anzeigen lassen, schrieb das renommierte Hannover Computerfachmagazin heise bereits am 02.04.2020. Selbst der US-amerikanische Sicherheitsdienst FBI warnte vor der Nutzung von Zoom. Die New Yorker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Zoom. Der US-chinesische Milliardär Eric Yuan und Anteilseigner an Zoom, versprach Besserung.
Zoom-Nutzer verlieren die Kontrolle über ihre Konten
Nun wurde bekannt, dass Tausende von Zoom-Nutzer-Konten gehackt und deren Daten im Darknet angeboten wurden. So manchem Nutzer dürfte mulmig bei dem Gedanken werden, dass gerade sein oder ihr Konto für Straftaten im Internet missbraucht werden könnte.
Zoom reagierte nicht auf Presseanfragen
In einem Alert meldete(n) gestern Nachmittag heise - aber auch zahlreiche andere nationale und internationale Medien -, dass Tausende von Nutzer-Konten bei Zoom gehackt und im Internet angeboten wurden. Die IT-Experten von heise stellten eine offizielle Presseanfrage zu den Vorwürfen gegen Zoom. Doch das Unternehmen gibt sich zugeknöpft. Eine Antwort steht noch immer aus.
Zoom: Ein Verstoß gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung?
Zuvor wurde bekannt, dass Zoom gar nicht verschlüsselt habe, wo es eine Verschlüsselungen angab oder das Video-Konferenzen über chinesische Server umgeleitet wurde. Nebenbei bemerkt: Schon die Wahl eines US-Servers ist heikel. Denn die DSGVO sieht vor, dass Verbindungen nur über Server innerhalb der EU durchgeführt werden sollen. Umleitungen über chinesische Server sind da der Mega-Gau.
Welche Alternativen gibt es?
Doch genauso wenig, wie es nur eine Automarke auf der Welt gibt, gibt es auch nur eine Möglichkeit der Video-Telefonie. Jitsi ist OpenSource und damit auf dem eigenen Server installierbar. Aufgrund der Covid-19-Krise haben nun zahlreiche Universitäten und auch Computerfachmagazine Jitsi auf ihren Servern installiert und bieten kostenlose Meetings für alle an. Manche Universitäten bieten den Dienst aber nur für Mitglieder des eigenen Instituts an. Eine Auswahl der Anbieter findet man am Ende dieses Beitrages.
Jitsi auf dem eigenen Server für 100% Sicherheit!
Wer allerdings ein hohes Meeting-Aufkommen hat, weitere Funktionen nachrüsten will oder einfach nur Wert auf Kontrolle der seiner Daten legt, kann auch selbst Jitsi auf seinem eigenen Server installieren. Allerdings erfordert das einen Linux-Root-Server und einen fachkompetenten Linux-Administrator, den man über Fachfirmen beauftragen kann. Danach ist die Handhabung kinderleicht.
Prag, 15.04.2020
Konstantin John Kowalewski
Update: Zwischenzeitlich hat Zoom zur Anfrage von heise Medien Stellung genommen. Die Stellungnahme wurde hier veröffentlicht: https://www.heise.de/security/meldung/Videokonferenz-Plattform-Zoom-Veroeffentlichte-Login-Daten-aus-Credential-Stuffing-Angriffen-4702677.html
Liste von kostenlosen Jitsi-Anbietern:
Kostenlose Jitsi-Instanzen, die jeder nutzen kann.
Einige JITSI Hoster – OHNE Google STUN-Server:
Chaos Computer Club Instanzen: https://jitsi.hamburg.ccc.de/ (CCCHH)
Anleitung, wie man Jitsi als Enduser nutzt.