Auch in Prag kam es gestern zu einer angemeldeten Demonstration unter dem Slogan: "Nein zur Maskenpflicht - Demonstration für Bürgerrechte und Freiheit" ("Řekněme razantní Ne rouškám! - Demonstrace za občanská práva a svobodu"). Beteiligt waren zweitweise zwischen 450 - 500 Personen. Die Demonstration fand auf dem Palackého náměstí statt. Einer der beiden Organisatoren war der bekannte tschechische Schauspieler Ivan Sochor, der 1966 in Prag geboren wurde. Unter den Rednern war der ebenfalls 1966 in Prag geborene Schlagzeuger Klaudius Kryšpín. Das Publikum setzte sich aus unterschiedlichen Teilen der Bevölkerung zusammen. Während die meisten Teilnehmer Plakate mit Aufschriften gegen die ihrer Ansicht nach übertriebenen Covid-19-Maßnahmen trugen, war auch eine US-amerikanische Demonstrantin darunter, die ein Schild mit der Aufschrift "QAnon" trug. Dass die Vorgänge in Berlin vom vergangenen Samstag auch in Prag registriert wurden, zeigte eine Demonstrantin mit ihrem Protestschild mit der Aufschrift: "Prag grüßt Berlin".
Insgesamt tolerierte bislang die tschechische Bevölkerung die äußerst strengen Maßnahmen vom Frühjahr während des ersten Lockdowns mit der gewohnt landesüblichen Gelassenheit. Je länger allerdings die Corona-Krise dauert, desto schwieriger dürften weitere Einschränkungen schon allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Bevölkerung immer schwerer zu vermitteln sein; schon allein deswegen, weil ein weiterer Lockdown mit erneuten Grenzschließungen hierzulande an den 40 Jahre währenden Kommunismus erinnert und Premierminister Andrej Babiš, dem von Kritikern eine frühere Mitarbeit im ehemaligen staatlichen Geheimdienst StB vorgeworfen wird, nicht in allen Teilen der Bevölkerung mehr Unterstützung findet. Dies zeigten die vom Netzwerk "Eine Million Augenblicke für die Demokratie" organisierten Demonstrationen der letzten 2 Jahre auf dem Wenzelsplatz und auf der Letna-Höhe mit jeweils mehreren hunderttausend Teilnehmern. Die Pandemie wird wohl auch weiterhin eine Herausforderung für alle Beteiligten darstellen.
Prag, 31.08.2020
Konstantin John Kowalewski
Titelfoto: Friederike Komarek